Wenig Glanz, viel Kampf

SV Blau-Weiß Bornreihe

27. Oktober 2021
Autor und Foto: Wümme Zeitung

Es war ein fulminanter und vor allem ein hoch emotionaler Abschluss eines Spitzenspiels, das zumindest fußballerisch nicht das hielt, was sich die Zuschauer im Vorfeld von ihm erhofft hatten. Doch nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Mika Jungclaus kochten die Emotionen noch einmal hoch – vor allem die aufseiten der SV Drochtersen/Assel II. Denn nur wenige Sekunden zuvor hatte der eingewechselte Meikel Klee bei der letzten Ecke des Spiels den Ball an den Arm bekommen.

Die wütenden Proteste der Gäste nutzten nichts. Der Schiedsrichter beendete das Spiel direkt nach dieser Szene – und so endete das Duell des Landesliga-Spitzenreiters gegen den Tabellendritten mit einem 1:1 (1:1). Nils Gresens ordnete Klees Handspiel als “Kann-Situation” ein. “Da brauchen wir uns nicht beschweren, wenn er pfeift.” Was dem Bornreiher Trainer aber ebenso wichtig war: “So etwas gleicht sich über 90 Minuten meistens aus.” Der Bornreiher Coach spielte damit auf mehrere unglückliche Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns an, bei denen auch die Bornreiher oft nicht gut wegkamen.

Natürlich wusste aber auch Gresens, dass auch die 22 Spieler auf dem Feld diesem nominellen Spitzenspiel in vielen Momenten nicht gerecht geworden waren. Besonders im Spielaufbau überboten sich beide Teams phasenweise mit Fehlpässen. Teils vollkommen ohne Druck und Not gespielt landeten die Bälle reihenweise beim Gegner. Als Paradebeispiel dienten immer wieder Bornreihes Innenverteidiger Ennio und Dario Cordes, die viele Bälle direkt wieder in die Füße der Gäste spielten. Immerhin erfüllte das Bruderpaar aber seine Hauptaufgabe ziemlich zuverlässig und räumte resolut hinten ab – mit einer kleinen Ausnahme.

In der 13. Minute ließ Ennio Cordes einen hohen Ball unerklärlicherweise passieren, obwohl er problemlos mit dem Kopf hätte klären können. Louis-Maximilian Ney sagte Danke und schob zur Gästeführung ein. Drochtersen/Assel hatte vor allem in der Anfangsphase ein optisches Übergewicht, doch die “Moorteufel” strampelten sich nach rund 20 Minuten frei und übernahmen langsam die Initiative. Nachdem Jeremy da Rocha Nunes nach einem schönen Spielzug über Loris Menger und Justin Dähnenkamp noch zu schwach abgeschlossen hatte, machte es der Flügelstürmer kurz danach besser, deutlich besser sogar. Da Rocha Nunes zog aus gut und gerne 25 Metern ab und der Ball segelte genau in den rechten Torwinkel – ein Traumtor.

Danach passierte nicht mehr viel, bis zur Minute vor der Pause, als Timo Kanigowski im letzten Moment vor dem einschussbereiten Janosch Lüders rettete. Lüders war es dann auch, der in der zweiten Halbzeit die größte Chance des Spiels besaß. Diesmal war kein Bornreiher mehr zum Retten in der Nähe, doch der Drochtersen-Stürmer brachte das Kunststück fertig, den Ball nach perfekter Vorlage freistehend aus fünf Metern am Bornreiher Gehäuse vorbeizusetzen (60.). Die beste Gelegenheit der Bornreiher vergab zehn Minuten vor dem Ende der Partie dann der eingewechselte Emil Tepper. Nach einem der wenigen konstruktiven Spielzüge setzte Jeremy da Rocha Nunes den eingelaufenen Loris Menger perfekt in Szene, dem der Ball aber bei der Annahme etwas zu weit wegsprang. Diesen Abpraller jagte Tepper sofort Richtung Tor, verzog dabei aber deutlich.

Viel mehr offensive Aufreger hatte das Gipfeltreffen nicht zu bieten. In einem intensiv geführten Duell neutralisierten sich beide Teams weitgehend im Mittelfeld. Auf Bornreiher Seite war es erneut der enorm laufstarke Marlow Hinck, der viele Löcher stopfte und dem immer wieder wichtige Balleroberungen gelangen. “Dieses Spiel hat schon Kraft gekostet”, sagte Gresens’ Trainerkollege Frank Meyer hinterher mit Blick auf den tiefen und feuchten Nebenplatz am Bornreiher Vereinsheim. “Alles in allem hätten wir heute natürlich gerne gewonnen, aber mit dem einen Punkt sind wir am Ende nicht unzufrieden, der kann im Frühjahr noch mal wichtig werden”, fügte Frank Meyer schließlich noch hinzu. Und immerhin hatten seine “Moorteufel” es geschafft, der SV Drochtersen/Assel II nach fünf zum Teil deutlichen Erfolgen in Serie mal wieder einen Punkt abzutrotzen – und natürlich auch die 0:5-Hinspielpleite ausgemerzt.