Kalt erwischt

SV Blau-Weiß Bornreihe

11. Oktober 2021
Autor: Weser Kurier; Foto: Wümme Zeitung

Es schien fast so, als müssten sich Henrik Kulcke und Marcel Meyer selbst trösten, wohl wissend, welche große Chance sie da in der 84. Minute ausgelassen hatten. Die beiden Spieler des ASC Cranz-Estebrügge lagen sich ungläubig in den Armen, nachdem Kulcke noch einmal zu seinem Mitspieler gepasst, und der aus kurzer Distanz nur die Latte getroffen hatte. Es war allerdings nur ein Moment der kurzen Trauer. Denn die anschließende Ecke, die der auf einmal völlig indisponierte SV Blau-Weiß Bornreihe zunächst abwehren konnte, dies aber nur zu kurz tat, ermöglichte es dem Schlusslicht der Qualifikationsgruppe 2 in der Fußball-Landesliga Lüneburg, aus dem linken Halbfeld noch einmal eine Flanke zu schlagen – genau auf den Kopf von Johann Pien, der schließlich doch den 3:2-Siegtreffer für den klaren Außenseiter markierte. Der Rest war Freude pur.

Auf der Gegenseite verhielt es sich genau umgekehrt. Dort stapften die „Moorteufel“ mit gesenkten Köpfen zurück zur Ersatzbank, wo Trainer Nils Gresens aus seiner Enttäuschung erst gar kein Geheimnis machte. Dabei war er es noch gewesen, der vor der Partie eindringlich davor gewarnt hatte, das bis dato sieglose Schlusslicht nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Das Spiel, das jetzt kommt, halte ich für gefährlicher, als wenn wir gegen ein Team aus dem Mittelfeld spielen würden“, hatte Gresens gesagt – und recht behalten. „Wir hatten 30 gute Minuten, mehr nicht. Wir haben behäbig gespielt, keine Tiefe gesucht, drei, vier Leute haben auch nicht die Einsatzbereitschaft gezeigt. Das war gegen eine Mannschaft wie Cranz, die sich über Kleinigkeiten hochgezogen hat, zu wenig“, meinte Bornreihes Coach.

Bornreihe wird kalt erwischt

Sein Team wurde nicht nur kurz vor Ende der Partie kalt erwischt, sondern auch zu Beginn. Gerade einmal zwei Minuten waren gespielt, da lagen die Hausherren bereits in Rückstand. Die Bornreiher waren in der Vorwärtsbewegung, als sie den Ball verloren und die Gäste über Marcel Meyer schnell umschalteten. Der ASC-Spieler ließ sich gar nicht mehr einholen und verwandelte trocken aus halbrechter Position.
Im Gegensatz zum späteren 2:2 hinterließ dieser Gegentreffer kaum Spuren, denn nur sieben Minuten danach erzielte Jeremy da Rocha Nunes den Ausgleich aus ähnlicher Position: Langer Abschlag von Keeper Henner Lohmann, den die ASC-Cranz nur ungenügend klärte, den zweiten Ball passte Justin Dähnenkamp gedankenschnell zu da Rocha Nunes, der ebenfalls aus dem Halbfeld trocken abzog.

Nun schien sich das Spiel zu ereignen, das im Vorfeld erwartet worden war. Der SV Blau-Weiß Bornreihe hatte die Kontrolle über die Partie und hätte durch Justin Dähnenkamp direkt danach auf 2:1 erhöhen können, wenn ASC-Keeper Mark Osnowski den Kopfball nicht mit einer Glanzparade geklärt hätte (13.). Der starke Jeremy da Rocha Nunes holte das Versäumte indes umgehend nach – und wie! Einen mit dem Kopf zu kurz abgewehrten Eckball nahm Bornreihes Mittelfeldmotor volley (21.), ohne Zweifel ein Traumtor.

Sorgen um Rocha Nunes

Ohne eine Fremdeinwirkung musste da Rocha Nunes das Feld wegen Knieproblemen verlassen. Mit fatalen Folgen für die „Moorteufel“, die danach kaum Nennenswertes zustande brachten. Es kam, wie es kommen musste. Ein öffnender Pass zum schnellen Marcel Meyer, der Bornreihes Linksverteidiger stehen ließ und in die Mitte zu Henrik Kulick passte, führte zum Ausgleich (72.). Die nun völlig indisponierten Hausherren wankten und hätten sich schon nach eingangs erwähnter Großchance das 2:3 fangen können. Aber das holte ASC-Akteur Johann Pien umgehend nach. Und das nicht einmal unverdient.